Wir wollen passende Kandidatinnen und Kandidaten, nicht nur «gute»!
Leitende Psychologin | MSc Psychology
Wenn in einem Rekrutierungsprozess von «guten» Kandidatinnen und Kandidaten gesprochen wird, wird dann nicht automatisch impliziert, dass es auch «schlechte» Kandidatinnen und Kandidaten gibt? Es ist jedoch ein Mensch, der sich bewirbt, mit seiner individuellen Persönlichkeit, Eigenschaften und Erfahrungen und dabei sollte es kein «gut» oder «schlecht» geben. Daher ist es wichtig, dass das Wording entsprechend gewählt wird.
Denn spricht man von einem oder einer «guten» Bewerbenden, muss das nicht zwingend heissen, dass der oder die Kandidat:in auch auf die Stelle passt. Eine Bewerbung kann zum Beispiel gut sein, wenn alle Unterlagen vollständig sind, ein aussagekräftiges Motivationsschreiben vorliegt, keine Schreibfehler vorhanden sind und der Lebenslauf übersichtlich und ansprechend gestaltet ist. Dennoch kann es sein, dass die Erfahrungen und Kenntnisse, die eine Person mitbringt, zwar «gut» sind, aber nicht zum Stellenprofil passen. Genauso ist es möglich, dass zwar die Erfahrungen und Kenntnisse passen, die Person sich aufgrund ihrer Persönlichkeit im Team und Unternehmen jedoch nicht wohlfühlen würde und somit in der neuen Stelle nicht glücklich wäre. So sollte also nicht von «schlechten» oder «guten» Kandidatinnen und Kandidaten gesprochen werden, sondern nur, dass sie in Bezug auf eine bestimmte Stelle und ein bestimmtes Unternehmen – einfach ausgedrückt – passen oder nicht passen.
In unseren Assessments steht durch unser Potential Matching der Mensch mit seiner individuellen Persönlichkeit im Zentrum. Dabei gibt es per se keine «guten» oder «schlechten» Persönlichkeitseigenschaften, sondern nur Eigenschaften, die zu einer Stelle und dem dazugehörigen Umfeld passender sind als andere. Während beispielsweise Kreativität in einer Werbeagentur eine essenzielle und passende Persönlichkeitseigenschaft darstellt, ist sie in der Buchhaltung weniger erwünscht und weniger passend. Eine kreative Person würde somit in einer Stelle in der Buchhaltung höchstwahrscheinlich weniger glücklich werden, denn sie braucht ein Umfeld, in dem sie kreative Ideen einbringen und umsetzen kann. Denn nur, wenn das Potential einer Person zur Stelle passt, kann diese wirksam zum Unternehmenserfolg beitragen.
Gerade in der aktuellen Corona-Situation wird die Passung zum Erfolgsfaktor für Unternehmen. Wer jetzt Standing mitbringt, positiv in die Zukunft blickt, das Team bindet und mit Zuversicht Entscheidungen trifft, wird den Unterschied ausmachen und nicht die Ausbildung und Erfahrung alleine!
Also lassen Sie uns nicht mehr von «guten» und «schlechten» Kandidatinnen und Kandidaten sprechen, sondern von passenden und weniger passenden Kandidaturen hinsichtlich eines Stellenprofils, womit der Bewerbung und dem dahinterstehenden Menschen mehr Wertschätzung gegenüber erbracht wird.